Kreativ sein auf Knopfdruck, das war schon immer ein Thema das mir Angst gemacht hat. Aber es ist ganz einfach, wenn man weiß wo die eigenen Quellen liegen und wie ich sie finde.
Wer bin ich und was liebe ich?
Es gibt so oft einen roten Faden der sich durch das ganze Leben zieht, aber genau den müssen wir erst einmal finden. Wir sind zu nah dran um ihn zu sehen, und wenn wir ihn gefunden haben ergibt alles ganz klar Sinn und wir können ihn gar nicht mehr übersehen. Oft haben wir als Kind schon die Dinge getan, in kleinerem Rahmen in einer anderen Form. Aber das wofür wir brennen war schon da.
Ich habe es geliebt als Kind Bilder zu malen, „Zeitungen“ zu gestalten, Blumenkränze gemacht und im Gras gelegen, die Bäume im Wind beobachtet und mir von meiner Oma Geschichten vorlesen lassen und später selber eigene erzählt. Ich habe genäht, gebastelt, für mich alleine, draußen im Garten.
Und nun ist aus dem Bilder malen, Bilder fotografieren geworden, das hohe Gras, die Sonnenuntergänge und die Blumenkränze sind geblieben. Wie auch meine Liebe zu Geschichten, sie zu hören, sie zu erzählen. Mit Worten und Bildern. Statt Zeitungen mit Unmengen Tesafilm zusammenzukleben mache ich meine Fotobücher.
Eigene Stimme
Es geht nicht um das perfekte Foto, sondern um das Feeling dahinter. Man kann theoretisch jede Information googeln, und trotzdem lieben wir es uns Meinungen und Podcasts anzuhören. Denn es ist die Stimme, die eigene Sicht auf die Dinge. Genau wie beim Fotografieren, es geht darum wie du die Welt siehst, deine Brille auf das Leben, der ganz eigene Blick.
Wie finde ich heraus was ich mag?
Wenn ich planlos am Anfang stehe dann schaue mal nach was du dir in den letzten Monaten gescreenshottet oder an Fotos gespeichert hast. Welche Bilder gefallen dir ganz besonders, welche Motive wiederholen sich vielleicht? Analysiere mal.
Was genau gefällt dir am jeweiligen Bild, ist es die Pose, das Licht, das Outfit, das Gefühl besonderer Leichtigkeit oder Bewegung. Schreibe dir raus was es ist das dich so fasziniert. Was weckt es in dir, welche Gefühle und Erinnerungen. Und dann baue aus diesen Grundsteinen deine Eigenen Bilder. Spiele mit diesen Elementen, orientiere dich an Bildern die dir gefallen, aber auf deine Art und Weise. Ich habe ganz zu Beginn Bilder von Stars aus der Bravo nachgestellt, aber da war ich 12, sie sind nicht gut, aber sie waren mein Grund anzufangen und loszulegen.
Kunst ist immer zu einem großen Teil ein Blick in die eigene Persönlichkeit, ein Stückchen Seele. Welche Momente in meinem Leben haben mir den Atem geraubt, wann werde ich ganz nervös vor Freude, wann klopft mein Herz bis zu Hals? Wann fühle ich Glück? Das Herzklopfen bei einer Trauung habe ich immer noch, dieser Moment ist für mich jedes Mal ganz groß und aufregend. Seit der ersten Hochzeit in die ich irgendwie hereingeschlittert bin. Wenn ich ein Familienbild mache und weiß, dass dieses Foto ein kleiner Schatz wird. Wenn ich in einem Wald stehe und die Sonne ein Licht und eine Stimmung zaubert die ich einfach nur festhalten, konservieren und vor Freude tanzen mag, wenn die Luft in allen Farben duftet und die letzten Sonnenstrahlen den Staub in der Luft glitzern lassen.
Hohes Gras und wilde Blumen die mich an die Sommertage der Kindheit erinnern in denen ich mich sicher und geborgen fühle. Oder Reisen die mich klein fühlen lassen im Anblick auf die große und weite der Natur. Die endlose Größe der Welt und doch so vertraut. Geschichten von denen man nur einen winzigen Ausschnitt mitbekommt, wenn ein verliebtes Paar oder eine Junge Familie im Park den Weg kreuzt. Welche Zufälle und Entscheidungen es wohl gab um an diesem Punkt sich über den Weg zu laufen?
Die Welt ist so voller Inspiration und Wunder, wie kann man jemals wieder ohne Ideen sein?
Die Technik
Wenn du deine Stimme, deinen Stil und dich selbst ein bisschen gefunden hast, ist es so wichtig die Technik zu beherrschen. Ich habe es anfangs so lange ignoriert und mich erst viel zu spät damit beschäftigt. In einem Praktikum sagte der Chef eines Tages „Wie kann man mit so wenig Ahnung nur so gute Bilder machen?“ Wie schön es doch ist, die eigene Kamera zu verstehen und sie genau das machen zu lassen was ich möchte. Im Automatik Modus verschenkt man so viel Potenzial. Beschäftigt euch mit allen Facetten, Zuviel lernen gibt es nicht.
Und dennoch, denke niemals am Ziel angekommen oder fertig zu sein. Die Arroganz jetzt „alles“ zu können und anders Wissen nicht mehr nötig zu haben, denn es läuft ja (irgendwie) ist der einfachste Weg sich selbst im weg zu stehen. Verliere nie den Willen Neues auszuprobieren und offen zu sein. Du darfst dich jederzeit um entscheiden, lass es sich entwickeln und wachsen. Und wenn es beim ersten Versuch nicht klappt, dann wiederhole es einfach mehrfach. Es MUSS nicht beim ersten Mal sitzen. Wenn ich ein Selbstportrait Foto im Kopf habe kann es auch sein, dass ich dreimal losgehe um das Feeling hinzubekommen, so what? Denke immer dran, du siehst von anderen im Internet nur das eine fertige Ergebnis und nicht die 500 gelöschten Fotos auf dem Weg dorthin.
Wie beflügelnd ist der Gedanke, dass das beste noch vor uns liegt?