Ich liebe es im Wald zu sein. Ganz selten, wenn ich tief genug wandere, finde ich einen Ort an dem es für kurze Zeit ganz still ist.
Dieser Moment ist oft nur von kurzer Dauer, ein Auto oder Flugzeug, ein Rauschen der Zivilisation durchbricht diesen Moment irgendwann. Darum liebe ich auch den Nordschwedischen Winterwald so sehr, wenn der Schnee auch noch den letzten Ton dämpft, dann fühlt es sich an als wären Raum und Zeit gar nicht mehr da. Dann steht das Bild, dann ist der Kopf leise und ich fühle mich leicht. Dann spüre ich alles um mich herum ohne den Wirbelsturm der mich immer umgibt. Diese Stille brauche ich manchmal so sehr zum Atmen.
Erinnert ihr euch noch an dass was ich euch über die Synästhesie erzählt habe? So faszinierend es sich anhört, so anstrengend ist es. Jedes Geräusch, jeder Geruch der mich umgibt hat Farben und Formen, löst im inneren Auge ein Feuerwerk aus, immer. Meine Wahrnehmung funktioniert irgendwie ein bisschen anders als die der meisten Menschen, mir fehlt da irgendein Sieb, ich kann nichts ausblenden, niemals. Die Welt ist mir eigentlich immer zu laut, zu grell, zu schnell, zu viel. Ein Ertrinken in Reizüberflutung. Und diese Momente der Stille auf so vielen Ebenen sind für mich so wertvoll.
Wie viele endlose Stunden bin ich alleine durch Wälder gestreift, saß auf dem Boden und habe mich in winzigen Details verloren. Lichtstrahlen, Wassertropfen, gebrochenes Licht, Pflänzchen, all diese winzigen Dinge habe ich bis zum Umfallen fotografiert um in diesem Moment das einzufangen was für einen Augenblick für mich ein ganzes Universum ist. Hier bin ich alleine, es gibt keine Erwartungen und ich vergesse die Zeit im Flow.
Mit nassen Knien, Grasflecken auf der Hose und durchgefroren kam ich oft nach Hause. Die Haare riechen nach draußen.
