Was wäre, wenn wir die Angst mal beiseitelassen und unseren Blickwinkel ändern? Was wäre, wenn wir wirklich einfach das beste aus der Situation machen, wie sie alle sagen? Was wäre, wenn ich einen freien Sommer vor mir hätte? Was wäre, wenn ich alte Träume wieder auspacke und angehe? Wäre es so schlimm, wenn ich mein zuverlässiges Auto verkaufe und mir stattdessen wieder einen alten Bulli zulege? Was wäre wenn ich mein Bett wieder im Auto hätte und am Meer aufwache? Wäre das nicht alles unvernünftig und wundervoll??
Dieses Jahr hat es einfach in sich. Wie schon erzählt, fast alle Hochzeiten wurden abgesagt, ein nahezu arbeitsloser Sommer erwartet mich und viele Wochen bin ich in meiner Depression versunken, Existenz- und Zukunftsängste bestimmen jeden Tag. Und dann eines morgens beim Joggen kam mir die Idee, der Geistesblitz, die Antwort auf die Frage was ich tun würde, wenn ich wirklich einen freien Sommer zur Verfügung hätte. Ich klingelte an diesem Sonntagmorgen meinen Papa aus dem Bett, erzählte ihm von der Idee und eine Woche später standen wir auf einem Hof in Augsburg (natürlich um nur mal zu gucken).
Mein Auto soll verkauft werden, und eine Woche später steht dieser 15 Jahre alte, lieblos zerrammelte Postbus bei uns im Hof. Das basteln kann beginnen. Ich habe wieder eine Aufgabe und ein Ziel vor Augen und komme wieder ins Leben und Handeln zurück.
Die Trennwand kommt raus, Laminat kommt rein (Vinyllaminat, damit Wasser es nicht zerstört) die Verkleidung runter und die Wärme und Geräusch Isolation drauf.
Da ich den Bulli so schnell wie möglich nutzen möchte muss ich die ersten Kompromisse machen und die Innenverkleidung wird erstmal ein bisschen einfacher gestaltet. Den Innenraum lackiere ich Cremefarben und die Verkleidung beziehe ich mit einer selbstklebenden Folie, um es sauber und ordentlich zu haben. Irgendwann kommt dort auch noch eine richtige Holzverkleidung drauf, aber jetzt soll es erst funktionieren.
Und dann kommt das Bettgestell. Ich habe das große Glück einen Papa zu haben, der Schreiner ist und einfach alles kann. Innerhalb eines Tages steht auch das Bett und die Schubladen. Ich bin so begeistert!
Das ist nun das Ergebnis der ersten vier Wochen mit dem Postbus, noch lange nicht fertig, aber schon so schön! Und mein Traum ist es mit dem Bulli und dem Lieblingsmann am Strand von Dänemark zu stehen oder Schwedischen Boden unter den Reifen zu haben und die Einsamkeit und Natur zu genießen. Ich glaube da folgt bald noch großes!
Und wie fing das alles an? Irgendwie bin ich mit VW Bussen aufgewachsen, und waren schon immer Teil meines Lebens. Es gibt Autos die einen von A nach B bringen und praktisch sind und es gibt Autos die für ein Lebensgefühl stehen und mit denen man Abenteuer erlebt und Geschichten schreibt.
Und wer mir schon ganz lange folgt erinnert sich vielleicht noch an meinen ersten Bulli. Einen T3 von 1989, den wir 2013 komplett lackiert und auf den Kopf gestellt haben bis er dann 2017 so weit kaputt ging dass es mir dann einfach zu teuer wurde ihn zu reparieren und ihn dann verkauft habe. Ich hatte ja auch gar keine Zeit mehr 😉