Diese Frage kam grade in den letzten Wochen wieder sehr oft. Warum fotografierst du keine Bewerbungsbilder? Kein Akt? Keine Produkte?? Du bist doch Fotograf, du MUSST das doch machen?!
Lasst mich euch erzählen, warum ich manches liebe und anderes strikt ablehne.
Ein paar Jahre nachdem ich angefangen habe zu fotografieren, habe ich alles gemacht, angefangen mit Portraits, Tierfotos, hier und da mal Landschaft und Natur, Pass- und Bewerbungsbilder und auch mal Räumlichkeiten, hier mal Produkte und auch durch Aktfotos habe ich mich gequält. Ich dachte Fotograf ist gleich Fotograf und man MUSS es jedem Recht machen und alles abdecken.
Dann durch die Fachoberschule mit der Fachrichtung Gestaltung in Fulda kamen neue Eindrücke. Plötzlich musste alles „Kunst“ sein, es musste inszeniert sein, es musste alles wahnsinnig durchdacht und konzipiert sein. Das hatte mir den Spaß an der Sache genommen, und ich wollte damals die Fotografie aus diesem Grund nicht als Beruf weiter machen. Ich wollte kein abgehobener Künstler sein, der tiefgründige seitenlange Erklärungen zu jedem Bild abgeben muss. Ich hatte mit vielen Leuten aus der Branche gesprochen, aber irgendwie fühle ich mich da immer unverstanden und fehl am Platz. Es waren nicht die Bilder für die ich „brennen“ konnte.
Ich wollte mit meinen Bildern keine Produkte verkaufen, ich wollte keine „ach so tolle Kunst“ schaffen, ich wollte Bilder die Leute glücklich machen, Bilder die wichtig sind, die die man sich dort hinstellt wo man sie möglichst oft sehen kann, die die man niemals hergeben möchte! Der erste kleine Schritt war, dass ich mir gesagt habe, ich fotografiere nur noch Menschen.
Das war schon mal ein Anfang, näher zu dem was ich wirklich mag. Aber wenn jemand nach Pass- oder Bewerbungsbildern fragte, kam bei mir niemals große Begeisterung auf. Portraits waren toll, ja! Aber wenn ein Familienshooting mit Kindern anstand, oder ein liebes Pärchen auf dem Plan stand, freute ich mich hingegen schon den ganzen Tag auf den Termin, und konnte es kaum abwarten.
Ich will immer hundert Prozent und mein bestes geben, aber ich habe gemerkt dass ich es nur kann wenn es mir persönlich wichtig ist und ich mit vollem Herz dahinter stehe und es mit absoluter Begeisterung mache. Ich musste meinem Herzen folgen und auch Aufträge ablehnen und mehr um das kämpfen was ich wollte. Was mir Spaß macht und was ich aus vollster Überzeugung mache! Hochzeiten! Kinderbilder! Familien!
Ich wusste diese Arbeit war wichtig. Die Familie würde in ein paar Jahren die Fotos in die Hand nehmen, und lächeln. Sich an den Tag zurück erinnern, an die wundervolle Hochzeit, als die Kinder noch viel kleiner waren, oder als man noch so wahnsinnig frisch verliebt war, wie wundervoll chaotisch und ahnungslos man sich die Zukunft ausgemalt hatte, oder damals, als vielleicht noch jemand dabei war der nicht mehr da ist… Bilder aus dem Leben und voller Liebe und voller Emotionen. Die die dein Herz berühren. Die Gedanken wachrütteln. Bilder die dich zurück in einen wundervollen Moment versetzen und dir die Erinnerung konserviert. So dass dir dieses Gefühl nicht verloren geht.
Und das sind die Bilder die ich liebe. Das ist mein Ding, für das ich voll und ganz brenne!